Why Poland hits so close to home

This blog post will not be about a book. It’s very personal, and I believe it’s essential. I have been uneasy and jittery all day. Frankly, I am quite hesitant to post this, as it will undoubtedly expose me to judgment, critique, and maybe even hate. Moreover, this topic is rarely discussed openly: Today, I will write about abortion. 

Because in Poland, abortion laws have become even stricter than they’ve already been. Abortion used to be illegal, except in rape or incest cases, when the woman’s life or health is in jeopardy, or the fetus is irreparably damaged. The latter is now also illegal. This means, if a woman is pregnant with an irreversibly malformed child (which cannot live without pain or live period), she has to carry it to full term and give birth to the baby, knowing full well it will not be able to live.

Also, let’s not forget that Amy Coney Barrett just got appointed Supreme Court Judge in the US. She’s against abortion! Moreover, Barrett has voted in favor of making the law stricter in two cases as a judge already. She is one of six conservative judges out of nine in total. So, a real possibility exists that the US might take a massive step backward concerning women’s rights.

How is it that in 2020 old white men still get to dictate a woman’s body? For those of you now saying, “But Amy Coney Barrett is a woman!”: Yeah, guess who appointed her. Correct, that old white man in the White House did. The choice over her body should be the woman’s alone to make. She is the only one suffering the real consequences in the end. It always takes two for an unwanted pregnancy, yet the only person affected by abortion laws are women.  Pregnancy or the termination of said pregnancy affects no one except her – maybe her (sex/life) partner psychologically but never on the same level as her.

Furthermore, making it illegal will not make abortions go away. As with most illegal things, it will just happen in the dark. It forces women to use life-threatening ways and to go to dangerous places. Over and above, this means taking a significant step back to medieval times, where pregnancy termination has first declared a crime. A little reminder: That was also the time when people thought the earth was flat and literally threw their shit out the window.

So, before we delve further into my very personal rendering, I’d like to say, I’ve always been pro-choice. I’ve never thought it’s anybody’s business to judge a woman for keeping or not keeping an unwanted baby because one’s never been in her shoes, and one could never know the full story behind that decision. And I still believe this is true. 

And yes, I’ve had an abortion, and it was a decision I was able to make independently. I don’t want to imagine what my life would’ve looked like if I would’ve been forced to keep the unwanted child. I was 24, living my life as a language student in France, going out, partying. And then it happened — one stupid, drunken mistake. I couldn’t afford a child. I didn’t want a baby, certainly not with this French dude I’d just met a couple of weeks ago.

The decision was easy for me. There would be no child. Fortunately, I know it was easy enough for me because other women struggle through such a situation way more emotional than I did. And even today, I don’t regret a thing. I don’t want to picture my unhappy life as a single mum. Living with my parents because I couldn’t make ends meet. Working a shitty part-time job and looking after a 3,5-year-old toddler. I would’ve been miserable, probably even depressed. The mental health of the mother is rarely discussed in this debate, I find. I would’ve never followed my dream of working creatively. I would’ve never moved out of my little village, let alone out of Switzerland. Not that I judge anybody for their choice of doing exactly that. But that’s their choice. And my choice was mine to make.

Usually, I only tell people very near and dear. Or because the topic of abortion somehow pops up, and I feel I’m in a safe space, where people will accept different opinions. Because, yes, there are still way too many people who judge harshly, even though they’ve never been and might never be in this same situation.

But I believe it’s time for me to speak up and speak up loudly, so everyone can hear. This taboo needs to be broken and discussed more openly. I was lucky enough to have been able to choose, to have had access to the necessary health care, to have had no complications (physically and mentally), and to have had friends and family by my side. But what about all these other women who didn’t get to choose? The women who are forced to keep their unwanted babies? Who are forced to keep reminders of rape or severely disabled babies? 

So, repeat after me: A woman’s body is hers and hers alone! It is her decision what she does with said body, and she owes no one any explanations!

Warum mir Polen unter die Haut geht

In diesem Blogpost wird es ausnahmsweise nicht um ein Buch gehen. Er ist sehr persönlich und ich glaube das er immens wichtig ist. Ich war die letzten Tage unglaublich unruhig und nervös, mit einem Knoten im Magen. Ehrlicherweise bin ich etwas zögerlich, diesen Post überhaupt zu veröffentlichen, weil ich weiß, dass er mich wahrscheinlich Kritik und möglicherweise sogar Hass aussetzen kann. Zudem wird das Thema noch viel zu selten offen diskutiert: Heute schreibe ich über Abtreibung.

In Polen wurden kürzlich die Abtreibungsgesetze noch strenger gemacht, als sie es sowieso schon waren. Abtreibungen waren bisher illegal, außer bei Fällen von Vergewaltigung, Inzest, Gefährdung der Gesundheit der Frau und bei schwerer Schädigung des Embryos. Letzteres ist nun ebenfalls verboten. Dies bedeutet, dass eine Frau mit dem Wissen das Kind austragen und gebären muss, dass es schwer geschädigt zur Welt kommen und nicht oder nur unter großen Schmerzen leben wird. 

Und vergessen wir nicht, dass Amy Coney Barrett soeben als Supreme Court Judge in den USA ernannt wurde. Sie ist ebenfalls gegen Abtreibung und hat bereits zweifach als Richterin für striktere Gesetze gestimmt. Sie ist nun eine von sechs konservativen gegenüber drei liberalen Richtern. Dementsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die USA in Sachen Frauenrecht einen massiven Schritt rückwärts machen wird in Zukunft.

Wie kann es sein, dass in 2020 nach wie vor alte weiße Männer über den Körper der Frau bestimmen können? Und für die, die jetzt sagen: “Aber Amy Coney Barrett ist eine Frau!”: Ja, rate mal wer sie ernannt hat. Korrekt, der alte weiße Mann aus dem Weißen Haus. Die Entscheidung über ihren Körper sollte die Frau alleine treffen dürfen. Sie ist die einzige, die wirklich mit den Konsequenzen leben muss. Es braucht immer zwei für eine ungewollte Schwangerschaft und doch ist die einzig betroffene Person bei einer Abtreibung – und dementsprechend auch bei Abtreibungsgesetzen – alleine die Frau. Eine Schwangerschaft oder deren Abbruch tangiert niemanden außer sie – und vielleicht ihren (Sex-/Lebens-) Partner auf einem psychologischen Level, aber niemals so stark wie sie.

Des weiteren werden Abtreibungen nicht verschwinden nur weil sie verboten werden. Wie mit den meisten verbotenen Dingen, werden sie im Dunkeln weiter existieren. Dies zwingt Frauen, lebensgefährliche Methoden an unsicheren Orten anzuwenden. Darüber hinaus bedeutet dies einen Rückschritt ins Mittelalter, wo Schwangerschaftsabbrüche zum ersten Mal zu einem Verbrechen erklärt wurden. Ein kleiner Reminder: Das war auch die Zeit, in der Leute geglaubt haben, die Erde sei flach und in der sie wortwörtlich ihren Scheiß zum Fenster rausgeschmissen haben.

Bevor wir nun also in meine ganz persönliche Geschichte eintauchen, möchte ich sagen, dass ich schon immer pro-choice war. Ich wollte mir niemals anmaßen über eine Frau zu urteilen, weil sie das Kind einer ungewollten Schwangerschaft behalten oder nicht behalten hat. Wie kann man sich auch eine Meinung bilden, ohne jemals in der Situation gewesen zu sein, ohne die gesamte Geschichte dieser Entscheidung zu kennen. Und ich denke nach wie vor genauso darüber.

Denn ja, ich habe eine Abtreibung hinter mir und es war meine alleinige Entscheidung. Ich möchte nicht wissen, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich das Kind hätte behalten müssen. Ich war 24, habe mein Studentenleben in Frankreich genossen, bin feiern gegangen. Und dann ist es passiert – ein dummer, betrunkener Fehler. Ich konnte mir kein Kind leisten. Ich wollte kein Baby, schon gar nicht mit diesem Franzosen, den ich erst vor ein paar Wochen kennengelernt hatte. 

Die Entscheidung fiel mir leicht. Es würde kein Kind geben. Glücklicherweise war es verhältnismäßig einfach für mich – ich weiß von anderen Frauen, die in derselben Situation wesentlich mehr mit sich und ihren Emotionen zu kämpfen hatten als ich. Auch heute bereue ich nichts. Ich möchte mir mein unglückliches Leben als alleinerziehende Mutter gar nicht erst vorstellen. Ich hätte wieder bei meinen Eltern einziehen müssen, da ich es mir nicht hätte leisten können, alleine zu wohnen. Ich würde heute einem schlecht bezahlten Teilzeitjob nachgehen und mich die restliche Zeit um ein 3,5-jähriges Kleinkind kümmern müssen. Ich wäre unglücklich gewesen, wahrscheinlich sogar depressiv. Über die psychische Gesundheit der Mutter wird übrigens sehr selten bei der Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche geredet, finde ich. Ich wäre nie meinem Traum vom kreativen Arbeiten nachgegangen. Ich hätte nie mein kleines Kaff verlassen, geschweige denn die Schweiz. Nicht dass ich jemanden verurteilen will, der genau diesen Weg für sich gewählt hat. Aber das ist ihre Entscheidung. Und meine Entscheidung war meine zu treffen.

Normalerweise rede ich nur mit meinen Nächsten über dieses Thema. Oder wenn das Thema in einer Diskussion aufkommt und ich mich in einem sicheren Raum fühle, in dem mein Gegenüber offen ein Gespräch. Denn ja, es gibt nach wie vor viel zu viele Leute, die sehr hart über andere urteilen, obwohl sie vielleicht noch nie in deren Situation waren.

Aber ich glaube, der Zeitpunkt ist gekommen, um zu reden. Klar und deutlich, damit alle mich hören. Dieses Tabu muss gebrochen und über das Thema muss öffentlich gesprochen werden. Ich hatte das Glück, meine Entscheidung selbständig treffen zu dürfen, die nötige Gesundheitswesen vor Ort zu haben, keine Komplikationen zu haben (weder physisch noch psychisch) und ich hatte meine Freunde und Familie an meiner Seite. Aber was ist mit all den Frauen, die nicht für sich entscheiden dürfen? Die Frauen, die gezwungen werden, ihre ungewollten Babys zu behalten? Die gezwungen werden, das Resultat einer Vergewaltigung oder schwer geschädigte Embryonen zur Welt zu bringen?

Deshalb, sprecht mir nach: Der Körper einer Frau gehört ihr und ihr alleine! Es ist ihre Entscheidung, was sie mit diesem Körper anstellt und sie schuldet niemandem Rechenschaft!

Herr Lehmann und ich

Hamburg la vista, Baby! Nach zwei Jahren in der Hansestadt heißt es für mich ab nach Berlin. Vor knapp zwei Monaten habe ich meine kleine Einzimmerwohnung in Horn zusammengepackt, in einen Transporter verfrachtet und alles nach Lichtenberg in Berlin gekarrt. Rückblickend habe ich in Horn zwei Jahre lang in einem Provisorium gewohnt. Unterbewusst wusste ich wohl, dass ich nicht bleiben würde, die Kisten waren nie komplett ausgepackt.

Lektüre vor einem Lichtenberger Plattenbau.

Dank einer gewissen Miss Rona ist es leider zurzeit nicht ganz einfach, die Stadt zu erkunden. Im Sommer hatte ich mir noch ausgemalt, wie ich durch Buchhandlungen und Cafés streifen und in Parks unter Bäumen lesen und picknicken würde. Jetzt, Ende Oktober, ist es für die Parks etwas frisch und für Restaurants, Cafés und Öffis nicht der richtige Zeitpunkt. Deshalb streunere ich möglichst viel zu Fuß herum und nehme meine Kamera mit auf meine Runden, um meine Umgebung nochmal aus einer anderen, fokussierten Perspektive aufzunehmen.

Passend zu meiner neuen Wahlheimat, habe ich mich an “Herr Lehmann” erinnert. Den Roman hat mir vor Jahren meine Tante geschenkt und damals fand ich den zwar ganz nett, aber die Hauptfigur Frank Lehmann etwas prollig und einen Hauch zu unsympathisch und zynisch, die Handlung verschwurbelt. Fünf Jahre sind aber eine lang Zeit und jetzt, wo ich in Herr Lehmanns Alter bin, kann ich ihn ziemlich gut verstehen. Noch nicht ganz sein weibliches Ebenbild, aber nicht mehr allzu weit entfernt.

„Es ist Scheiße, 30 Jahre alt zu werden, ging es ihm durch den Kopf, man beginnt eine Vergangenheit zu haben, eine gute alte Zeit und den ganzen Scheiß.“

Herr Lehmann von Sven Regener
„Herr Lehmann“ von Sven Regener in Berlin.

Der Wahl-Kreuzberger Frank Lehmann arbeitet in einer Kneipe im West-Berlin des Jahres 1989 und kommt so über die Runden. Nachts schenkt er Kiezvögeln Kristall-Weizen ohne Zitrone aus und stellt Kiffer vor die Tür. Jetzt, wo er auf die dreißig zugeht, fragen ihn plötzlich alle, was er noch mit seinem Leben anfangen soll. Da lernt er die Köchin Katrin kennen und verliebt sich in sie, weil sie so gut streiten können. Mit ihr und dem Über-die-Runden-kommen hat er auch alle Hände voll zu tun, als auch noch seine Eltern aus Bremen zu Besuch kommen und die Mauer fällt.

Herr Lehmann and me

Hamburg la vista, Baby! After two years in this Hanseatic City I’m off to Berlin. Nearly two months ago, I packed up my single bedroom flat into a transporter and drove it off to Lichtenberg, Berlin. In hindsight, I have lived in Horn in a temporary solution for two years. Subconsciously, I must have known that I wouldn’t stay forever – the boxes had never been unpacked completely.

Thanks to a certain miss Rona it isn’t too easy currently to discover the city. In summer, I had pictured myself strolling through bookshops, sitting in cafés sipping flat whites and picnicking and reading in parks under the trees. Now, at the end of October, it’s a little chilly for parks and restaurants, cafés and public transportation are just no fun right now. This is why I am roaming around on foot as much as possible, taking along my camera to get new perspectives and focus on my environment more intensely.

Strolling through Lichtenberg.

My adopted home made me think of “Berlin Blues”. Years ago, my aunt gifted me this novel and at the time I thought it was fine, but the main character Frank Lehmann was a bit rough and a tad cynical and unpleasant, the storyline a little nonsensical at times. Five years are quite a long time though and now, as I am approaching Herr Lehmanns age myself, I totally get him. I wouldn’t say I am his female counterpart but I am fast approaching.

TV tower in Berlin

The Kreuzberger by choice, Frank Lehmann, works in a watering hole in west Berlin in 1989 and is just getting by. At night, he pours Kristall wheat beer without lemon for odd fish and bounces potheads. Now, as he is approaching his 30th birthday, people suddenly want to know what he has planned for the rest of his life. He meets the cook Katrin and falls in love with her, because they are so good at fighting. He has all hands full with her and is trying to make ends meet. And as that isn’t enough, his parents announce their visit from Bremen and the Berlin Wall falls.